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Bahnhofskino “Metropolis”

METROPOLIS Filmkunstkino unterstützen
Ein Interview

Was macht eigentlich so ein Bahnhofskino aus?  Und wie gehen Sigrid Switala, die Betriebsleiterin, und ihr Team des „Metropolis“ Bahnhofskino in Bochum mit der Situation i um?  Und was hat Warner Bros. Damit zu tun?‍ Antworten auf diese Fragen – und auf einige mehr – findet ihr in dem Interview, das wir zu diesen Themen führen durften. Viel Spaß!

Sigrid Switala ist die Betriebsleitung der Kinos Metropolis, Casablanca und Capitol in Bochum. Das Metropolis befindet sich als eines der der letzten Bahnhofskinos Deutschland in Bochumer Einkaufsbahnhof.

IFMD: Metropolis – Casablanca – Capitol – das sind geschichtsträchtige Namen. Können Sie uns verraten, wie die Gesichte Ihrer Kinos in Bochum begann?

Switala: Erst zum Metropolis: Unser Bahnhofs-Kino. Direkt im Hauptbahnhof. Das bedeutet, dass als das Kino eröffnet wurde, hieß es natürlich nicht Metropolis, sondern „Bali“ – Bahnhof-Lichtspielhäuser. Diese Kinos wurden in den Fünfzigern – nach dem Krieg – gebaut.

Man muss es sich vorstellen: Früher gab es kein Fernsehen – oder nicht jeder hatte einen Fernseher zuhause. Und da waren die Kinos im Bahnhof natürlich prädestiniert für.

Das Metropolis ist 1957 eröffnet worden. Der Eröffnungsfilm damals war „Krieg und Frieden“ mit Audrey Hepburn, Mel Ferrer und den ganzen Superstars von damals.

Für die wartenden Gäste gab es früher Wochenschauen zu sehen und es hing tatsächlich noch eine große Uhr im Saal, damit die Leute wissen konnten, wann sie ihren nächsten Zug bekommen. Das waren die Anfänge der Bahnhofskinos.

Das Kino hat besonders einen gewissen Charme: Es ist ein Ein-Saal-Kino, was mittlerweile natürlich nicht mehr so gängig ist. Heute haben die Kinos meist zwei, drei oder mehr Säle. Das Besondere am Metropolis ist darüber hinaus, dass wir viel Theater spielen. Liveübertragungen vom National Theater beispielweise. Oder das Silvesterkonzert der Berliner Philharmoniker haben wir sonst immer live übertragen – das fällt natürlich dieses Jahr alles weg.

Das Casablanca 1956 wurde das Haus erbaut. Vor dem Krieg gab es das Casablanca auch schon: Da war es ein Tanzlokal. Die Leute, die hier groß geworden sind, kennen das Haus noch unter dem Namen „Intimes“ aus den Achtzigern. Dann wurde es schlussendlich in Casablanca umbenannt.

Ja – und das Capitol – das ist eigentlich auch ein ehrwürdiges Haus. Die ersten Anfänge waren in den Zwanzigern. Früher war es nur ein Saal, in den Fünfzigern kam dann ein Zweiter hinzu. Mit sechs Sälen, so wie es jetzt besteht, gibt es das Capitol seit den Achtzigern.  Ende 2017 haben wir das Kino dann übernommen und von „Bofimax“ zurück in Capitol umbenannt. Das passt auch viel besser zu diesem Kino.

IFMD: Sie sagten, dass in den Achtzigern viele Bahnhofskinos schließen mussten. War das in der Gesellschaft die Norm, dass ein Kino im Bahnhof war?

Switala: In den Fünfzigern und Sechziger war das eigentlich völlig normal. Es war so, dass die Leute wirklich dort waren, wenn sie auf ihren Zug gewartet haben. Und es war ein Non-Stop-Kino! Es wurde ein Film gezeigt – dauerhaft – und man konnte hineingehen, wann man wollte. Die Filme sind wirklich fast 24 Stunde gelaufen. 

Das hat sich in den Siebzigern ein wenig geändert. Da wurden die Bahnhofskinos auch wenig „verrucht“ – sage ich mal. B- bis C-Movies sind dort gelaufen, von den ganzen Kung-Fu Filmen bis zu den Horrorfilmen. Einige glauben bis heute, dass Bahnhofs-Kinos einen „Erotik-Faktor“ hatten – das war aber nicht überall so (lacht).

IFMD: Würden Sie sagen, dass – die Pandemie ausgeklammert – Bahnhofskinos wieder an Charme gewinnen? Kommen sie wieder in der Gesellschaft an?

Switala: Es ist so: Wir haben auch Tage, da denken wir uns: „Warum haben wir eigentlich auf?“. Aber wir legen auch einen großen Wert auf vernünftige Filme und ein vernünftiges Programm. Wir haben oft Premieren dort gefeiert. ARTE mit „Cinema Perverso“ zum Beispiel – da geht es ja auch um die ganzen Bahnhofskinos.

IFMD: Lässt sich die Namensgebung ihrer Kinos auf ihr Programm übertragen? Zeigen Sie mehr Kinogeschichte und Klassiker als ein großes Multiplex-Kino?

Switala: Das Metropolis und das Casablanca sind ja eher Arthouse-Kinos. Da zeigen wir viel europäisches Kino; darunter sind auch Klassiker. Jetzt im Dezember hätten wir eigentlich auch „Metropolis“ von Fritz Lang nochmal gezeigt. Auch „Casablanca“ haben wir schon im Casablanca gezeigt (lacht). Aber nur Klassiker zeigen wir nicht.

Im Metropolis und Casablanca zeigen wir ein ganz buntes Programm. Wir arbeiten auch mit der VHS zusammen, da zeigen wir dann Klassiker aus dem französischen Kino, dem englischen oder amerikanischen Kino. 

Es ist natürlich immer die Frage: Was darf man noch spielen? Einige von diesen Filmen darf man ja nicht mehr vorführen. Trotz allem versuchen wir immer wieder Klassiker zu spielen. Viele Jugendliche – oder Mit-Zwanziger – haben solche Filme nie im Kino gesehen. Da ist dann für die natürlich auch spannend, den Film so zu sehen.

Und wir haben auch in allen Kinos die Möglichkeit, wirklich 35mm-Film zu projizieren. Das ist auch nochmal ein gewisser Charme-Faktor, wenn man ein Klassiker so sehen kann. Mittlerweile ist sonst alles digitalisiert – es kommt nur noch eine Festplatte, die abgespielt wird. So ist es also spannend, zu sehen, wie die Filme früher gelaufen sind.

Ich weiß nicht, wie die Jüngeren reagieren, wenn sie einen Film als 35mm-Projektion sehen… Wahrscheinlich „Was ist das denn für ein Gekrissel?“ (lacht). Man sieht ja auch manchmal Laufspuren und sowas. Aber das ist ja das Spannende!

IFMD: Wir haben grade schon ein wenig drüber gesprochen: Thema Arthouse. Für die Zuschauer, die eher in die Multiplex-Kinos dieser Welt gehen – wie unterscheidet sich das Kinoerlebnis?

Switala: Bei den Multiplexen ist es eher der Konsum. Riesiges Popcorn, große Getränke und das Feeling „der neue James Bond“ oder die Marvel-Filme auf der großen Leinwand. Dieser Zusammenhalt ist ein ganz anderer, als wenn wir im Casablanca oder im Metropolis klassisches Arthouse – französische Komödien oder deutsche Dramen zeigen. Das Publikum unterscheidet sich aber die Liebe zum Kino ist bei gleich.

Auch wenn Opern, Musicals oder Theaterstücke gezeigt werden – das ist für die Leute etwas ganz Besonders. Beim Silvesterkonzert haben die Leute zum Beispiel vorher von uns Sekt bekommen – das geht natürlich alles nicht mehr. Und das fehlt den Leuten.

Ich spreche viel mit Publikum, dass jetzt nicht ins Kino darf – und ich wohne persönlich ja auch in der Nähe der Kinos. Und wenn ich diese Leute dann treffe – die vermissen das alles. Im Kino mit mehreren Leuten zu sitzen. Zu Bestaunen.

Bei Multiplexen – wenn der neuste „Marvel“ lief – das ist aber auch etwas Besonders. Der ganze Saal ist ausverkauft und bis zu Schluss bleiben wirklich alle sitzen, weil nach dem Credits immer noch ein Einspieler kommt. Und da warten sie dann alle drauf. Das ist auch etwas Besonderes.

IFMD: Sie haben es selber schon angesprochen: wir kommen zum Elefanten im Raum. Corona. Wir würden uns gerne mit Ihnen ein wenig über die Zeit unterhalten, bevor die Kinos wieder schließen mussten.

Switala: Beim ersten Lockdown durften wir am 30. Mai wieder öffnen. Das haben wir allerdings nicht direkt gemacht. Wir haben uns erstmal Gedanken gemacht – und 14 Tage später haben wir erst das Casablanca wieder aufgemacht. Wir wollten natürlich auch ein vernünftiges Konzept haben! Uns wurde gesagt, dass Kinos ab dem 30. Mai wieder öffnen durften – aber erst drei Tage vorher haben wir die Richtlinien bekommen, wie wir handeln sollen.

Deswegen haben wir uns da auch Zeit gelassen und haben alles vernünftig gemacht. Zwischen den Sitzen war immer zwei Plätze frei – plus der Reihe davor! Im Endeffekt konnten wir nur 40% von den Leuten reinlassen, die sonst Platz finden. Vorher natürlich Hygienestation, Personalschulung, Waschen und Desinfektionsmittel… Wir haben nach den Vorstellungen auch immer genug Zeit gehabt, alle Sitze zu reinigen. Kurz um: Wir haben alles gemacht was geht. Wir haben uns richtig Gedanken gemacht.

Das Capitol haben wir am 16. Juli erst wiedereröffnet und das Metropolis erst im September. Wir wollten es erstmal versuchen. Wie sieht‘s aus?

IFMD: Ein Blick in die Zukunft: Wie sehen sie Ihre Häuser, grade auch die kleineren, in Bezug auf die zweite „Durststrecke“? Haben Sie da schon Ansätze?

Switala: Was wir jetzt tun können, ist natürlich den Leuten Gutscheine anzubieten. Letzte Woche haben wir erstmals Gutscheine verkauft – und das ist auch gut gelaufen. Man merkt, dass die Leute weiterhin ins Kino wollen. Was total schön ist.

IFMD: Es gibt dann auch eine gewisse Loyalität, oder?

Switala: Ja, absolut. Grade auch im Capitol ist es mehr so, dass wir eine bunte Mischung aus Blockbustern und auch Kinderfilmen beispielweise machen. Dazu auch ein paar Arthouse-Filme.

Und man merkt: Auch den Kindern fehlt das Kino. Die ganzen Kinderfilme, grade zu Weihnachten! Ich weiß noch aus meiner Kindheit, dass wir an Heiligabend immer im Kino gewesen sind. Und das ist bei vielen anderen Familien immer noch so. Und das fehlt halt. Die stehen vor dem Kino und fragen: „Wann habt ihr endlich wieder auf?“. Die verstehen teilweise, wenn sie so sechs, sieben Jahre alt sind, auch nicht, warum das Kino jetzt geschlossen sein muss.

Das merkt man. Der Disneyfilm zum Beispiel, der immer Weihnachten lief – das ist alles weg.

Wir hatten auch immer einen Adventskalender gemacht für die Kinder. Nichts mehr.

Aber ich hoffe, dass wir nächstes Jahr mit Schrecken auf Corona zurückblicken. Und zumindest wieder ein bisschen Normalität einkehrt.

IFMD: Große Player im Kino-Business hatten nun auch Ideen, wie mit der Krise umzugehen ist. Warner Bros. hat letzte Woche angekündigt, 2021 unabhängig von der Pandemie alle Filme parallel zum Kinostart auf ihrem eigenen Streaming-Service „HBO Max“ anzubieten“. Wie stehen Sie – unabhängig von diesen Premieren – zu Streamingservices?

Switala: Man versteht natürlich auch die Verleiher. Warner gibt uns beispielweise noch die Möglichkeit, die Filme trotzdem im Kino zu zeigen und bis jetzt gibt es HBO Max auch nur in den Staaten. Man muss jetzt sehen, wie die anderen großen Verleiher reagieren. Auf eine Art verstehe ich sie: Wenn das im nächsten Jahr so ist, dass wir i^mmer noch begrenze Plätze haben, haben wir ein Problem. Ein Verleiher möchte natürlich immer volles Haus sehen. Das die Zuschauerzahlen da sind. Wenn wir nur begrenzte Möglichkeiten haben, den Film zu zeigen, dann ist es verständlich.

Klar – ich finde das auf eine Art und Weise schrecklich, den Film nur auf dem Fernseher zu gucken.

Aber es wird einen Wandel geben, auf jeden Fall. Grade bei den jüngeren Leuten und beim kommerziellen Kino. Im Arthouse-Bereich ist das noch was anderes. Trotz allem wird es einen Wandel geben, genau wie in den Achtzigern, als die ersten Videotheken aufkamen.

Es wird aber wahrscheinlich ein Kinosterben geben. Davon kann man ausgehen.

IFMD: Glauben Sie, dass das parallele Starten von Filmen auf Streamingservices und im Kino zur Norm wird?

Switala: Ich kann es mir gut vorstellen, dass es sich mehr verbreiten wird. HBO gibt es ja erstmal nur in den Staaten, aber trotzdem wird es hier rüberkommen.

IFMD: Immer wieder werden Stimmen laut, dass das Kino im Endeffekt zu einer „Liebhaber-Beschäftigung“ wird. Wie stehen Sie zu solchen Aussagen?

Switala: Richtig. Es ist klar – die richtigen Filmfans werden bleiben. Bestimmte Filme muss man im Kino gesehen haben. Egal wie groß der Fernseher ist – er wird nie eine Leinwand ersetzen können.

„Avatar“ zum Beispiel, „Der mit dem Wolf tanzt“ oder „Braveheart“ – solche Filme muss man im Kino gesehen haben. Ist so. Das ersetzt kein Fernseher auf der ganzen Welt. Außer man hat ein eigenes Kino (lacht).

Das Gefühl mit mehreren Leuten im Kino zu seien; diese Faszination zu teilen – das wird immer bleiben. Wandel wird kommen, aber komplett auf „Liebhaber“-Eben stagnieren wird es nicht.

Es wird sich wahrscheinlich aber auch ändern, wie die Filme vermarket werden. So ein großer Verleiher wird natürlich bombastisch werben können – ein kleiner eher nicht. Weil natürlich die Gelder nicht da sind.

Trotz allen finden die Filme den Weg ins Kino und zum Publikum.

IFMD: Was sagen Sie jemandem, der sagt: „Ich habe einen großen Fernseher und eine dicke Anlage – warum soll ich noch ins Kino gehen?“

Switala: Weil das Erlebnis fehlt. Die große Leinwand. Ganz viele Menschen, die zusammen Lachen. Die zusammen Weinen. Spannung. Das kann man zuhause nicht erleben. Klar – ich gucke zuhause auch Filme, die ich im Kino nicht geschafft habe. Aber das ist was ganz anderes.

Manche Filme gucke ich im Kino und später nochmal Zuhause – das ist nicht vergleichbar. Ganz anderes Geschehen.

Im Kino kann man auch mit anderen Gästen noch mit fremden Personen über den Film sprechen oder diskutieren.

Das gibt’s nur im Kino.

IFMD: Defintiv. Vielen Dank für das Interview!

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